Informationen fuer Radler zum Sudan

 

 

29. September 2004

Deutschland, Polen, Ungarn, Serbien

 

Nachdem es in Berlin die ganze Woche vor unserer Abfahrt nur geregnet hatte,
war am 1. September doch tatsächlich die Sonne rausgekommen.
Eine kleine Abschiedsgruppe war angetreten um uns in die große weite Welt
zu entlassen.
Zuerst ging es durchs sonnige und stellenweise recht sandige Brandenburg und
ab Frankfurt an der Oder entlang. In Guben/Gubin haben wir die Grenze zu
Polen passiert und sind dann durch Schlesien Richtung Wroclaw gefahren.
Nach einer Besichtigung der schönen Altstadt ging es weiter nach Krakow.
Hier haben wir ein paar Tage verbracht, um u.a. auch das Museum des
ehemaligen Konzentrationslagers von Auschwitz/Birkenau zu besuchen.
Krakow selbst hat einen vom Krieg unversehrt gebliebenen Stadtkern, das
imposante Wawel-Schloss und auch ein altes jüdisches Viertel namens
Kazimierz.
Von Krakow aus haben wir dann den Zug nach Budapest genommen um dort noch
unsere Freundin Rebekka rechtzeitig vor ihrer Abfahrt zu treffen. Nach einer
schlaflosen Nacht im Zug konnten wir dann am Bahnhof Rebekka und Mila in die
Arme fallen. Mila, eine Schulfreundin von Stephan aus Freiburg studiert hier
in Budapest für ein Jahr und ließ uns netterweise bei sich wohnen.
In Budapest haben wir dann 4 Tage lang tolle Eindrücke gesammelt. Wir waren
auf dem Schlossberg, an der berühmten Kettenbrücke, sind durch die Altstadt
getingelt und sind nachts mit Rebekkas Freunden von IAESTE im Szimpler
(Kneipe) versackt.
Am letzten Tag haben wir uns dann noch ein paar Stunden in einem der
wunderschönen Thermalbäder gegönnt.
Wir sind in Ungarn zu richtigen "Thermendümplern" geworden, es ist ja auch
einfach herrlich, wenn alle paar Kilometer so ein schön warmes Becken lockt.
Ja, und dann hieß es auch schon wieder zurück auf die Räder. Von Budapest
zuerst nach Norden die Donau flussaufwärts. Das ganze Donauknie liegt
wunderschön zwischen Bergen eingebettet und ist auch zum Fahrradfahren gut
geeignet. Über Visegrad (hat einen königlichen Palast und eine schöne
Burgruine, die "leider" hoch auf dem Berg gelegen ist) und Esztergom (die
größte Basilika von Ungarn) ging es weiter nach Tata und Györ.
Györ wirkte auf uns sehr verlassen und ausgestorben, obwohl die Innenstadt
sehr nett war. Vielleicht lag es daran, dass wir an einem Sonntag dort
waren. Wir haben uns nichts daraus gemacht und sind ins örtliche
Thermalfuerdö (Thermalbad) gegangen.
Nach Györ hat uns der Weg wieder nach Süden geführt, zum Balaton. Wir hatten
ja schon viel Gutes aber auch Schlechtes über diesen See gehört, auf uns
wirkte er ende September vor allem ruhig und von allen guten Touris
verlassen.

Der Weg fuehrte uns weiter ueber Kaposvar nach Pecs. In Pecs, einer
Studentenstadt in Suedungarn hatten wir das glueck, fuer sehr guenstig ein
wunderschoenes gemuetliches Appartement zu finden. Hier haben wir uns sehr
wohl gefuehlt und irgendwie hat die ganze Stadt fuer uns gestrahlt. Mit dazu
beigetragen hat die schoene Innenstadt und das grosse Stadtfest. Hier wurden
Ungarische Volkstrachten, Weingegenden und leckere Naschereien mit viel
Musik dargeboten wurden.
Nach dem Kulturschock mussten wir uns doch mal wieder in einem warmen
Waesserchen raekeln, so dass wir entschieden, ins nicht weit entfernte
Thermal-Heilbad in Harkany zu radeln.
Von hier aus ging es durch das suedlichste Weingebiet ungarns. Das Wetter
meinte es endlich mal wieder richtig gut mit uns und so konnten wir die
wunderschoenen sonnigen Weinberge und netten Weinorte geniessen.Zielstrebig
ging es dann weiter Richtung serbische Grenze.

In Herzegszanto / Bracki Breg kreuzten wir die serbisch-ungarische Grenze.
In der Tourist-Information von Sombor,unserem ersten Stopp in Serbien haben
sie uns dafuer ausgelacht, das wir fragten Do you speak English?. Russisch
haetten sie im Angebot gehabt. Sombor ist anscheinend ein Ort der nicht so
oft von Touris besucht wird, den Stadtplan, den wir bekamen, war ein Druck
von 1983. Trotzdem haben wir hier die schoene serbische Cafe-Kultur und die
lokalen Konditorei-Erzeugnisse genossen.
Der Unterschied zu Ungarn war deutlich sichtbar. Wir wurden hier zum ersten
mal richtig angebettelt und auch den Autos  sah man ihr Alter deutlich an.
Trotzdem hatten wir nicht den Eindruck, dass es den Leuten hier nicht so
schlecht geht. Spaeter haben wir erfahren, dass es der Region hier im Norden
(Vojvodina) eher besser geht und bettelnde Leute sind angeblich "eh nur die
Gypsies".

In Novi Sad, das wir nach einem langen Tag voller Maisfelder und
Popkorngeruch erreicht hatten, wurden wir von einem grossen Openair-Fest
mit Live-Bands empfangen.
Am naechsten Tag haben wir die Burgruine besucht, von der aus man einen
schoenen Blick ueber die Stadt und die Donau hat. Wir sahen zum ersten mal
Spuren der Bombardierungen durch die NATO: Die drei Bruecken, die die beiden
Stadthaelften miteinander verbanden waren zerbombt worden. Eine war
notduerftig geflickt, eine war durch eine Ponton-Bruecke ersetzt und die
dritte war immer noch kaputt.

Mittlerweile sind wir in Belgrad angekommen und wurden von Moritz und
Katarina (Freunde von Stephans Bekannter Magdalena) sehr herzlich empfangen.
Katarina ist Serbin und studiert hier in Belgrad und Moritz ihr Freund kommt
aus Muenchen und ist gerade zu Besuch.

Hier in Belgrad werden wir ein paar Tage bleiben und dann sehen, wie die
Reise weiter geht.

 

15. November 2004

Serbien, Bulgarien, Griechenland

 

Seit langem gibt es jetzt wieder einen ausführlicher Bericht von uns.
Von Belgrad aus hatten wir uns ja zuletzt länger gemeldet.

Es ging von dort aus weiter der Donau folgend Richtung Bulgarien. Die hier
ziemlich große Donau quetscht sich durch ein paar sehr enge Täler. Dadurch
entstehen sehr beeidruckende Landschaften. Wir radelten durch enge
Schluchten, die sich plötzlich zu flachen Hügellandschaften öffnen, die
Donau wurde fast zum See. Wir hatten zum erstenmal auf unserer Tour das
Gefühl, etwas wirklich Großartigem zu begegnen. Hier fanden wir auch
unseren einzigen Campingplatz in Serbien.

Der Tourismus ist mit den Bombardierungen durch die NATO hier komplett
abgerissen und folglich haben auch die Zeltplätze und viele
Privatunterkünfte und Hotels schließen müssen. Obwohl hier insgesamt viel
zerfällt, hatten wir doch den Eindruck, dass es mit dem Land tendenziell
bergauf geht.

Die Serben scheinen ein nettes Volk zu sein, die gerne zwei Globetreter auf
eine Limonade einladen, um zur Not mit Hand- und Fußsprache über unsere
Reise und Heimat zu erfahren.

Wir hörten hier allerdings auch sehr unschöne Geschichten über die
unfreundliche Außenseite von EU-Europa. Das deutsche Konsulat wollte
anscheinend nicht einmal ein Visum für eine serbische Familie ausstellen,
als in Deutschland direkte Familienangehörige beerdigt wurden.

Doch zurück zur Reise. Das Wetter wurde zunehmend herbstlicher mit Regen,
Nebel und Kälte und was noch so dazugehört. Für uns wurde es teilweise
ganz schön hart. An der Serbisch-Bulgarischen Grenze wurden wir als "very
brave" bezeichnet. Aber als es den ganzen Tag nur auf und ab ging und wir
wegen dem ganzen Nebel nicht mal was von der Landschaft sehen konnten,
verließ uns fast der Mut.

Doch eines Morgens trafen wir Jeroen und Daan aus Bruessel, die auch gerade
mit den Rädern unterwegs sind. Jeroen will nach Bagdad und Daan ist auf dem
Weg nach China. Man kann ihre Reise auf http://users.skynet.be/cycling4peace
verfolgen.
Zufall oder nicht, an jenem Morgen kam auch wieder die Sonne heraus. Wir
radelten ein paar Tage zusammen bis nach Sofia. Mit dem wiedererlangten
guten Wetter und der netten Begleitung genossen wir ein schönes kleines
Flusstal, das uns mit ständig wechselnden Eindrücken bis nach Sofia
führte.

In Sofia wohnten wir bei einer netten alten Dame namens Milka. Ihre
10-jaehrige Enkelin Didi übernahm die Dolmetscherrolle mit ihrem Englisch,
das sie vom US-Amerikanischen Zeichentricksender "Cartoon Network" gelernt
hatte.
Sofia ist eine beeindruckende und lebendige Stadt. Wir nahmen hier auch
immer stärker Türkische/Osmanische Einfluesse wahr.
Von Sofia aus ging es nach Süden, hier wartete ein großer Felsklops, das
Rila-Gebirge auf uns. Wir ließen uns mit dem Bus auf 1100m tragen, um dort
das durchaus sehenswerte Rila-Kloster zu besuchen. Hier hielt sich der
Orthodoxe Glaube auch zu "kommunistischen" Zeiten wie in einer kleinen
Insel, während im ganzen Land den Gläubigen das Leben schwer gemacht
wurde.

Hier oben war der Herbst auch schon allgegenwärtig, wir brausten durch
bunte Täler hinab nach Griechenland.
Bulgarien war bis jetzt das ärmlichste Land unserer Reise, trotzdem (oder
deswegen?) waren die Menschen sehr freundlich und immer hilfsbereit und
zuvorkommend.

Mit der griechischen Grenze waren wir wieder in Euroland, was sich schnell
am Geldbeutel bemerkbar macht. Dafür freuten wir uns sehr über die
wiedergekehrten sommerlichen Temperaturen.
Wir wurden beide nacheinander für zwei Tage krank, so dass wir zwar etwas
länger in Thessaloniki waren, aber nicht so viel davon hatten.

Wieder auf den Rädern, ging es am Olymp vorbei, der sich aber hinter Wolken
versteckte. So sahen wir von diesem 3000er nicht viel mehr außer flüchtige
Schattenrisse durch die Wolken, obwohl wir wirklich nahe dran waren. Wir
besuchten hier auch die archäologische Ausgrabungsstätte von Dion, wo die
Menschen früher von weit her angereist kamen um den Göttern des Olymp zu
opfern.
Hier konnten wir auch einmal im Mittelmeer baden - kein Grieche würde bei
dieser Jahreszeit mehr ins Meer steigen, aber für uns war’s schön.
Die Touristensaison war auch hier schon vorbei (sie ist auch nicht mal 3
Monate lang) und so war vieles geschlossen. Dafür wurden wir teilweise um
so herzlicher empfangen.

Da wir uns noch nicht ganz 100%ig erholt hatten, machten wir am Pilion,
einem schönen Berg auf einer schmalen Halbinsel und Heimat der Zentauren,
ein paar Tage Pause. Wir wohnten bei Bekannten von Stephans Onkel, die zwar
keine Griechen sind, uns aber auch mit der hiesigen Gastfreundschaft
empfingen. Zwischen Olivenhainen, Wanderungen auf ehemaligen kleinen
Transport-Trampelpfaden und natürlich viel Meer konnten wir uns erholen,
bevor wir uns auf die letzte Etappe in Europa machten.

Der Weg führte uns weiter über die Halbinsel Euboea, wo wir zwar mit
Gegenwind und hohen Bergen kämpften, aber die uns auch mit schönen
Küstenstrassen, einer langen und tiefen Schlucht und fantastischen Blicken
belohnte.

Nun sind wir in Athen angekommen, wohnen in einem Backpacker Hostel und
versuchen einen Weg zu finden, uns und unsere Räder nach Ägypten zu
verfrachten.

 

 

25.Januar 2005

Kairo, Ägypten

 

Jetzt sind wir doch tatsaechlich schon fast 2 1/2 Monate in Kairo, wir
koennen es selbst kaum glauben. Auch wenn es nicht immer leicht war, ist die
Zeit doch super schnell vergangen und war irgendwie auch wunderschoen.

Am Anfang wurden wir doch etwas ueberrollt von diesem grossen, lauten,
staubigen und hektischen Kairo. Nach fast drei Monaten langsamen und ruhigen
Reisen war es doch ein kleiner Schock, die Strecke Athen - Kairo in nur
1 1/2 Stunden zu machen und dann gleich in einen voellig neuen Kulturkreis zu fallen.

Zum Glueck hatten wir gleich eine Anlaufstelle bei Sarah, Frieda und Nico,
das hat uns sehr gut getan! (An dieser Stelle noch mal vielen Dank!!!) Wir
konnten die ersten zwei Wochen bei ihnen wohnen, bis wir etwas eigenes
gefunden hatten.

Ziemlich schnell haben wir dann angefangen, uns um ein Praktikum und einen
Sprachkurs zu kuemmern. Das ging alles wesentlich einfacher als wir je
gedacht haetten.

Es hat sich herausgestellt, dass Kairo in den letzten Jahren zu einem Mekka
der Arabisch-lernen-wollenden geworden ist und es somit ein breites Angebot
an Sprachschulen gibt. Wir haben dann auch gleich Ende der ersten Woche mit
unserem Sprachkurs angefangen.

Fuer unser Praktikum hatten wir schon in Berlin den ersten kleinen Kontakt
geknuepft und daran haben wir dann versucht anzuknoepfen. Wir wurden auch
gleich Willkommen geheissen und sollten schon am naechsten Tag anfangen zu
arbeiten. Das ganze stellte sich zwar als nicht so arbeitsintensiv heraus,
wie wir gedacht haetten, aber wir hatten trotzdem unseren Spass. Neben zwei
Blockseminaren, an denen wir teilgenommen haben, und ein paar kleinen
Arbeiten in unserem Labor haben wir viel Tee getrunken, Konversation
gefuehrt und gewartet.

Neben all der ganzen Arbeit waren wir natuerlich auch Touristen und haben
versucht, unsere naehere und weitere Umgebung zu erkunden. Gleich in der
ersten Woche haben wir uns ins beruehmte Aegyptische Museum begeben und
wurden fast erschlagen von den Massen an Exponaten, die dort in die Vitrinen
gestopft sind. Wir haben uns sehr lange dem beeindruckenden Schatz des
Tut-Anch-Amun gewidmet.

Mit Hany, einem Freund hier aus Kairo, haben wir uns dem alten islamischen
Kairo mit seinen Bazaren, der heiligen und sehr beliebten Hussein Mochee und
der Zitadelle angenaehrt. Ausserdem waren wir zusammen in einem der
typischen Teehaeuser, in denen meist alte Maenner sitzen, Tee trinken,
Shisha rauchen und Backgammon oder Domino spielen.

Oft sind wir auch einfach auf eigene Faust los und haben zu Fuss die Gegend
erkundet um ein Gefuehl fuer diese vielfaeltige Stadt und seine Menschen zu
bekommen.

Immer wieder haben wir auch versucht, mehr von der Umgebung von Kairo und
dem Nildelta zu erkunden. So sind wir gleich am zweiten Wochenende mit ein paar
Freunden nach Alexandria gefahren, um dort an der schoenen Uferpromenade zu
flanieren, frische Seeluft zu schnuppern und uns die neue Bibliothek anzuschauen,
die im Andenken an die alte Bibliothek (eines der 7 Weltwunder) gebaut wurde.

Mit Fritzis Familie waren wir in Ismailija und gerade letztes Wochenende
sind wir mit Freunden nach Port Said gefahren, beides Staedte am Suezkanal.
Dort haben wir die riesigen Frachtschiffe, die zwischen Asien und Europa
pendeln, beobachtet. Von Port Said sind wir gemuetlich ueber den Mansala See
Richtung Kairo geschippert - bei herrlichem Wetter auf dem Dach des Bootes
das reinste Vergnuegen. Das ganze Nildelta ist sehr gruen und fast
durchgehend besiedelt.

Nach fast vier Wochen Kairo haben wir es endlich auch zu den Pyramiden
geschafft. Fuer diese Tour haben wir extra unsere Fahrraeder rausgehohlt,
die wir ansonsten hier in Kairo kaum benutzt haben. Man faehrt ca. 16 km
immer dem Stadtrand entgegen und dann stehen sie ploetzlich vor einem, die
alles uberragenden und ueberwaeltigenden Pyramiden von Giseh. Dieser Anblick
ist umwerfend, unglaublich und bezaubernd zugleich und zieht einen magisch
in seinen Bann. Wir waren voellig geflasht von der Vorstellung, dass wir
jetzt wirklich an diesem Ort sind, von dem alle Welt redet, und das wir es
tatsaechlich mit unseren Raedern hierher geschafft haben.

Was koennen wir sonst noch erzaehlen?
Einerseits haben wir viel erlebt, gesehen und nette und interessante Leute
kennengelernt, aber auf der anderen Seite haben wir einen ziemlich normalen
Alltag gelebt. Morgens frueh aufstehen, zum Sprachkurs und dann zum
Praktikum gehen und Nachmittags erschoepft nach Hause kommen. Klingt nicht
wirklich spannend.

Und jetzt haben wir uns entschieden, wieder auf die Raeder zu steigen um
unsere Tour doch auf dem Landweg fortzusetzen. Erst soll es nilaufwaerts
durch Aegypten gehen und dann weiter durch Sudan, Aethiopien und bis nach
Kenia.

 

 

12. Februar 2005

Ägypten



Ein sehr vielfaelltiges Land. Es hat uns beeindruckt und ueberrascht,
aber teilweise auch sehr erschreckt.

In den drei Monaten, die wir in diesem Land verbracht haben, haben wir
durchaus einen recht guten Einblick gewinnen koennen.
Wir haben hier einerseits wirklich gelebt und gearbeitet und waren auf
der anderen Seite auch gute Touristen, die moeglichst viel sehen wollten.
Wir haben viel mit Aegyptern selber, aber auch ueber Aegypten gesprochen
und uns dabei gut austauschen koennen. Uns war es sehr wichtig moeglichst
viel von den Menschen, ihrem Leben, ihren Vorstellungen, ihrer Kultur und
damit auch von ihrer Religion mitzubekommen.

Von Kairo aus radelten wir das Niltal hinauf. Es ist ein durchgehend gruener
Streifen Land, der von sehr netten Menschen bewohnt wird. Egal, wo man
hinkommt, die Kinder winken einem zu und die Erwachsenen laden zum Tee oder
Gespraech ein.
In dem kleinen Ort Scheich Fadl wurden wir sogar von einem Aegypter in
sein Haus eingeladen, wo wir auch ueber Nacht blieben. Wir wurden reichlich
bekocht und man raeumte selbstverstaendlich das eigene Schlafzimmer fuer
uns.

In den beiden Wochen nach Kairo waren wir leider die meiste Zeit
hauptsaechlich Touristen. Stephan hat dazu treffend bemerkt: "In Aegypten
werden wir zu Touristen gemacht und koennen nicht mehr nur Reisende sein."
Wir hatten nicht mehr die Ruhe zu tun und zu lassen, was wir wollten.
Wir waren gerade ein einhalb Tage wieder unterwegs, da hat uns die
Polizei aufgegabelt und nicht mehr los gelassen. Sie wollen uns doch
beschuetzen und uns somit nur "GUTES" tun, das waren ihre Worte. Aber keiner
hat verstanden oder verstehen wollen, dass wir nicht beschuetzt werden
wollten.
Wir haben uns in drei Monaten Aegypten, in keiner Minute auch nur
annaehrend bedroht oder veraengstigt gefuehlt. Aber das war hier leider
nicht der springende Punkt. Wir hatten warscheinlich noch Glueck, denn wir
wurden im Grunde nicht daran gehindert mit den Raedern den Nil aufzufahren
und auch sonst konnten wir fast alles machen, was wir wollten.

Gleich am ersten Tag sind wir nach Saqqara gefahren um dort die
Stufenpyramide das Dioser zu bestaunen. Sie wurde urspruenglich als
viereckiges, flaches Gebaeude begonnen und nach und nach setzte man jeweils
kleinere flache Gebaeude oben drauf. So entstand die stufenfoermige Pyramide
und damit die Idee der Pyramide ueberhaupt.

Ab einem gewissen Punkt wurden wir dann permanent von der Polizei
eskortiert. Die Eskorte bestand aus mindestens einem Polizei Pickup und vier
Mann. In Minia gab es sogar Geleitschutz als wir durch die Stadt
geschlaendert sind. Hier haben wir uns ansonsten sehr wohl gefuehlt, denn
Minia ist eine sehr lebendige, freundliche und fuer aegyptische
Verhaeltnisse saubere Stadt. Es gibt hier, wie sonst selten, eine schoene,
fast parkartige Niluferpromenade, die geradezu zum Verweilen einlaed.
Von Minia aus wollten wir weiter nach Assiut fahren. Da die Strecke zu
lang fuer uns war, wollten wir die letzten 40km einen Minibus nehmen. Das
war wohl ein Fehler. Wir hatten auch hier eine Polizeibegleitung und der
gesamte Minibus inclusive aller Mitreisenden musste an jedem Polizeiposten
stehenbleiben und warten. Uns wurden immer wieder die gleichen Fragen
gestellt, wo wir hin wollen, was wir dort wollen, welches Hotel...
Es gab kein Verstaendnis fuer: "Das wissen wir noch nicht, das werden
wir dann sehen." Beim letzten Posten vor Assiut ist die Situation dann
eskaliert und wir hatten wirklich unschoene Wortgefechte mit der Polizei.
Sie haben gemerkt, dass wir auch stur sein koennen!

Wir waren an diesem Abend so entnervt, dass wir fast keinen Elan mehr
aufgebracht haetten, uns die schoene und nette "Terroristenhochburg" von
Aegypten anzuschauen.
Am naechsten Tag sind wir gleich auf den Zug umgestiegen, da auch diese
Etappe zu gross fuer uns war.

Einen einzigen Vorteil birgt diese angebliche Terroristengefahr, bis Luxor
war das Gesamte Niltal Touristenleer. Wir haben uns die herrlichsten
Sehenswuerdigkeiten alleine anschauen duerfen, waehrend sich in Luxor
tausende in jeden noch so kleinen Tempel quetschen.

In Abydos, dem fuer uns beeindruckensten Tempel fuer den Gott der
Auferstehung Osiris, haben wir Dragan und Milko getroffen. Zwei Radler aus
Slovenien, die fuer vier Wochen Aegypten beradeln. Zusammen sind wir weiter
nach Qena und dort zum Tempel von Dendera. Dieser ist der Goettinn Hathor
geweiht und entsprang eher schon der Zeit der Ptolemaeer und Roemer.
Erkennbar ist dies an den Roemern, die sich hier als Pharaonen und Goetter
darstellen liessen.
Danach sind wir wieder auf unseren Raedern nach Luxor gefahren. Hier
haben wir zusammen die Sehenswuerdigkeiten bestaunt und das ein oder andere
Bierchen getrunken. Dann haben sich unsere Wege aber auch schon wieder
getrennt.
Stephan und ich waren muede und von der Polizei genervt. Sie hat uns
einen Teil unserer Freude an Aegypten genommen. Wir sind noch einen Tag zur
Erhohlung in Luxor geblieben und dann mit dem Zug Richtung Assuan
aufgebrochen.

In Assuan haben wir Paul und Kate getroffen, zwei Radler aus England, die
auf dem Weg nach Aethiopien sind. Wir hatten schon vorher von ihnen gehoert,
da sie auch eine Zeit mit Daan und Jeroun (den Belgiern) unterwegs waren.
Zusammen waren wir in Abu Simbel und am Montag (morgen) werden wir auch
zusammen die Faehre nach Wadi Halfa im Sudan besteigen.

Wir hatten eine gute Zeit in Aegypten, auch wenn es am Ende etwas
anstrengend war. Aber trotzdem, oder gerade deswegen, ist es jetzt gut, das
Land zu verlassen und weiter zu fahren.

 

 

10. Mai 2005

Sudan und Ethiopien
 

Wir sind jetzt in Addis Ababa in Ethiopien.
Es ist schon ganz schoen lange her, dass wir uns gemeldet haben, und darum
nehmen wir das jetzt mal wieder in Angriff.

Das letzte mal haben wir aus Assuan in Aegypten berichtet. Danach sind wir
mit dem Schiff ueber den Nasserstausee nach Wadi Halfa im Sudan gereist. Auf
dem Schiff waren mit uns noch fuenf andere Radler, und auch sonst noch
einige Reisende. Es war eine sehr nette Truppe und wir hatten eine gute
Zeit.

In Wadi Hlfa haben Paul und Kate (die beiden Englaender), Alvaro und Roberto
(zwei Spanier) und wir entschieden, den ersten Teil der Strecke im Sudan
zusammen in Angriff zu nehmen.

Von Wadi Halfa aus war es aufregend und sehr schoen, aber auch sehr
anstrengend. Vor allem Fritzi hat teilweise sehr unter der Hitze gelitten.
Von der Strecke her war es so, dass die ersten 100 km weiter vom Nil
entfernt durch die Wueste gingen, wo es keine Menschen und deshalb auch kein
Wasser gab. Da die Strasse auf diesem Stueck sehr schlecht war (geroellige
und sandige Piste), hiess dass, dass wir nur 40 bis 50 km am Tag machen
konnten (sehr anstrengend) und wir also fuer zwei Tage Wasser mitschleppen
mussten. Hier kamen also alle Widrigkeiten auf einmal zusammen. Ab Abri
laeuft die Strasse dann mehr oder weniger am Nil entlang, wo es dann auch
immer wieder kleine Doerfer und Ortschaften gab, in denen wir Wasser und
Essen bekommen konnten.
Hier haben wir die Gastfreundschaft der Sudanesen, besonders die der Nubier
kennengelernt. Ein wahnsinnig nettes Volk, das immer ein Laecheln auf den
Lippen hat und ohne aufdringlich zu wirken staendig dabei ist dich zu allem
einzuladen. So haben wir manchmal auch bei Familien gerastet und kamen
selten dazu uns selber um unser Essen oder einen Tee zu kuemmern.

Leider haben uns die zwei Tage nach Abri die Fliegen heimgesucht. Kleine
heimtueckische Fligen, die dir in die Ohren, in die Nase, in die Augen und
auch in den Mund krabeln. Wir wissen nicht, ob sie wirklich stechen oder
beissen, Fritzi hat auf jeden fall total allergisch auf sie reagiert und
hatte Pusteln im ganzen Gesicht, auf dem Hals und an den Armen.
Das Problem an der Sache war, dass es natuerlich auch gejuckt hat und die
Kombination mit Schweiss und Dreck war besonders lecker. Ein paar Tage war
es ziemlich schlimm. In Dongola hatten wir dann einen Arzt als Bekannten und
der hat mit Antihistaminika geholfen und dann ist es mit der Zeit auch
besser geworden.

Einmal sind wir mit einem kleinen Boot auf die andere Nilseite uebergesetzt
um uns in Sadanga alte Ruinen aus der Zeit der Pharaonen anzuschauen. Da war
aber leider nicht mehr so viel zu sehen. Bei Dongola, einer kleinen
Provinzhauptstadt, haben wir es wieder versucht und uns in Kawa die
Grundrisse eines alten Tempels angeguckt. Dank unser reichen
Tempelkenntnisse aus Aegypten konnten wir auch alles gut nachvollziehen.

In Dongola sind wir drei Tage geblieben und haben uns etwas erholt. Hier
haben wir Abdu kennengelernt, ein sehr netter und interessierter Mensch.
Abdu ist eigentlich Veterinaer, er ist aber auch in Umweltfragen bewandert
und sehr interessiert. Mit ihm und einem Freund konnten wir ueber deutsche
und sudanesische Umwelttechnikfragen diskutieren.

Danach ging es auch schon wieder auf den zweiten Abschnitt der Reise nach
Khartoum. Am Anfang hatten wir seit so langer Zeit mal wieder eine
Asphaltstrasse, ihr glaubt gar nicht, was fuer ein Genuss es war, bei
Rueckenwind mit an die 30 km/h durch die Lande zu preschen. Leider war
dieses Vergnuegen nicht von langer Dauer, da die Asphaltstrasse nach
Khartoum noch nicht durchgehend fertig ist. Angeblich soll es in zwei Jahren
so weit sein.
Ab Dongola suedwaerts hat die Zivilisation schon wesentlich mehr Einzug
gehalten. Hier ist das Land der Nubier zu Ende und die Orte werden groesser
und haufiger, man merkt wie man dem Herzen des Landes naeherkommt. Die
letzten fast 300 km sind da noch mal ganz anders. Ab Abu Dom an der
suedlichen Biegung des grossen Nilmeanders sind wir ueber die Wuestenstrasse
geradewegs suedlich nach Khartoum gefahren. Hier gibt es wieder fast kein
Leben mehr, aber doch immer wieder eine kleine Ansammlung von Hausern oder
ein Restaurant, so dass fuer Wasser und Essen gesorgt war.

Nach drei weiteren Tagen Wueste hatten wir es dann endlich erst nach
Omdurman und dann nach Khartoum geschafft. Ziemlich erledigt sind wir im
Blue Nile Sailing Club angekommen, wo wir schon sehnsuechtig von Paul und
Kate erwartet wurden. Dort haben wir direkt am blauen Nil gezeltet und es
hatte fast was von normalem Campingurlaub.

Grosskhartoum besteht eigentlich aus drei Staedten, Khartoum, Khartoum Nord
und Omdurman, die jeweils durch die Nilarme voneinander getrennt sind.
Khartoum selber ist ein ganz nettes afrikanisches Stadtzentrum, das abends
und nachts ziemlich ausgestorben ist. Die meissten Leute leben in Omdurman,
Khartoum Nord oder weiter draussen. Aber wir haben es auch genossen einfach
vor unserem Zelt zu sitzen und gar nichts wirklich zu machen. Tagsueber war
es aber auch einfach zu heiss um irgend etwas zu machen. Da sitzt man
irgendwo im Schatten und versucht sich nicht zu bewegen.

Mit uns waren in Khartoum noch zwei Franzosen, Audrey und Benjamin. Zusammen
mit ihnen und Paul und Kate haben wir zwei Tage einen Ausflug mit dem Bus
nach Merowe gemacht. Hier war die Hauptstadt des Meroitischen Koenigreiches
und man kann sich die alten Koenigsgraeber anschauen. Das war sehr
beeindruckend, auf einer kleinen Anhoehe stehen an die 40 kleinere bis
mittelgrosse Pyramiden. Sie sind viel kleiner als die von Giseh und sie sind
viel steiler gebaut. Alleine ihre Anordnung und die Menge macht sie jedoch
sehenswert. Interessanterweise wurden hier die Pyramiden nicht von den
jeweiligen Koenigen fuer sich selbst gebaut. Ein Koenig baute sich nur sein
Grab und sein Nachfolger hat dann ueber das Grab die Pyramide gesetzt. Sie
sind zwar schon teilweise zerfallen, geben aber immer noch ein sehr
beeindruckendes Bild ab. Wir waren praktisch die einzigen Touristen. In der
Nacht haben wir dann zwischen den Huegeln unterm Sternenhimmel geschlafen.

In Omdurman waren wir dann noch auf einem Friedhof, wo jeden Freitag vor
Sonnenuntergang die Sufis tanzen um dann direkt nach Sonnenuntergang ins
Gebet zu fallen. Das war sehr beeindruckend und wirkte etwas wie eine grosse
Massen-in-Trance-Bringung.

Wir lernten hier auch Midhat kennen, er ist Sudans verruecktester und
schnellster Radler. Er half uns und auch Paul und Kate mit einigen Dingen
waehrend wir in Khartoum waren.

Von Khartoum aus sind wir, wegen zu starkem Verkehr, die naechsten 400km
nach Gedaref mit dem Bus gefahren. In Gedaref haben wir an der Rezeption des
Hotels Paul und Kate wieder getroffen. Sie waren vor uns aus Khartoum
abgereist. Da wir uns eh immer wieder treffen wuerden, haben wir entschieden
uns von hier aus wieder zusammen auf die Raeder zu begeben, um nach Gondar
in Ethiopien zu radeln. Hier war das Ziel der beiden, wo sie Ende Maerz
ankommen sollten.

Auf dem Weg zur ethiopischen Grenze wurde das Land immer gruener und
huegeliger.
Es war ein komisches Gefuehl, wieder ein neues Land, wieder alles anders.
Andere Leute, andere Sitten und diesmal vor allem eine neue Sprache. Im
Arabischen haben wir uns nach vier Monaten Spracherfahrung und Sprachkurs
schon einigermassen zurecht gefunden, und jetzt wieder voellig sprachlose
Analphabeten. Das Amharische gehoert zwar zur gleichen Spachfamilie wie
Arabisch oder auch Hebraeisch, ist aber doch ganz anders und dann auch noch
diese verrueckte Schrifft?

An dieser Grenze haben wir einen ziemlich krassen Wechsel erlebt. Vom sehr
muslimischen Nordsudan mit seinen so freundlichen und zuvorkommenden
Menschen zum christlichen, sehr offenen, lauten und keine Privatsphaere
kennenden Ethiopien. Hier ist man staendig von mindestens 20 Leuten umgeben.
Meistens sind es Kinder und immer wollen sie etwas und sei es nur
Aufmerksamkeit.
Auch hier sind die meisten Menschen nicht nicht unfreundlich, aber einfach
viel zu aufdringlich. Im Gegensatz zu den stolzen Sudanesen zeigen die
Ethiopier offen und bewusst Armut und Gebrechlichkeit um Mitleid zu erregen
und davon zu profitieren. Es wird gebettelt wo es nur geht, beim Anblick
eines Weissen werden normale Leute zu Bettlern.

Nach drei Tagen Fahrt in Ethiopien sassen wir in einem kleinen Ort namens
Aykle fest. Stephan hatte kurz nach der Ankunft 40 Grad Fieber bekommen,
woraufhin wir schleunigst einen Arzt gesucht haben. Der hat dann, nach
ausfuerlicher Untersuchung der Proben unterm Mikroskop bei Kerzenschein,
Malaria, Typhus und Amoeben diagnostiziert! Das war natuerlich erst mal ein
kleiner Schock! Stephan muste jetzt viele Medikamente ueber den Tag verteilt
schlucken und lag ca. fuenf Tage fast brav im Bett. Danach ging es ihm schon
wesentlich besser, er war nur noch etwas schlapp. Waerenddessen ging es auch
Kate immer schlechter, Diagnose Typhus und Amoeben. So haben wir zu viert
eine ?schoene? Woche in Aykle verbracht.
Danach ging es endlich nach Gondar, wo es fuer Paul und Kate ein
Willkommensfest gab. Wir haben hier auch deren Familien kennengelernt und
mit ihnen Gondar und Umgebung erkundet.

Auf unserem Programm stand jetzt eine Wandertour in den Simien Bergen. Mit
Flip, einem Radler aus Holland, haben wir uns auf den Weg in die Berge
gemacht. Wir haben eine wahnsinnig beeindruckende Sechstagestour gemacht.
Man laeuft am Rand eines Hochplateaus von 3000m bis 4000m Hoehe entlang und
hat dabei die beeindruckensten Blicke in eine voellig neue Berglandschaft
ca. 1500m tiefer. Es gibt hier auch eine ziemlich beeindruckende Tierwelt,
mit vielen endemischen Arten.
Dieser Tripp war ein Erlebnis, was wir jedem, der hier in die Naehe kommen
solte, empfehlen.

In den Bergen haben wir Daniel, ein Radler aus Schweden, und Jan, ein
Photograph aus Tschechien getroffen. Jan hat sich spaeter ein Pferd gekauft
und wollte mit dem los.
Mit Daniel und Flip haben wir uns zusammen nach Addis Ababa aufgemacht.
Unsere Wege haben sich zwischendrin getrennt aber wir haben uns in Addis
wiedergetroffen.
Unterwegs in Bahir Dar am Tana See ist Fritzi dann krank geworden. Mit
Fieber und Durchfall lag sie drei Tage ziemlich schwach im Bett.

Ein weiteres Problem in Ethiopien ist die nicht wirklich vorhandene Hygiene.
Im Sudan hatten wir keine Probleme, obwohl wir das ungeklaerte Nilwasser wie
alle anderen getrunken haben. Hier in Ethiopien haben wir immer wieder
kleinere und groessere Probleme.

Nach Fritzis Genesung ging es dann weiter Richtung Addis. Neun weitere Tage
waren wir unterwegs durch die Berge Ethiopiens. Landschaftlich war es
wunderschoen, aber ansonsten war es oft ziemlich hart. Kinder und Erwachsene
haben uns teilweise sehr zugesetzt.
Siedlungen liegen natuerlich grundsaetzlich am Berg, wir sind
dementsprechend langsam, und alle kommen und rennen hinter, vor und neben
dir her und rufen ?Give me??. Alle wollen immer nur haben, was auch immer,
Geld, Stifte, Wasser?
Ein paar mal wurden wir auch mit Steinen beworfen und mit Stoecken wurde
auch gedroht. Aber wir sind heil in Addis angekommen und geniessen jetzt
etwas die Grossstadt.

Vorletztes Wochenende waren wir mit Daniel im Awash Nationalpark. Es gab
eine kleine Safari mit Tiere gucken, was eine sehr nette Abwechslung war.
Zurueck in Addis haben wir versucht, alle moeglichen Sachen zu erledigen,
die so mit der Zeit anfallen.
Letztes Wochenende sind wir von Fidel, einem Ethiopier aus Addis, nach
Nazret in das Hotel seiner Familie eingeladen worden. Dort gab es eine
grosse Talentshow mit Konzert von BeBeCool aus Uganda und Necessary Noize
aus Kenya. Das war echt lustig und es gab mal wieder eine gute Party.

Jetzt sind wir in den letzten Zuegen unserer Vorbereitungen und werden uns
morgen auf gen Sueden machen.

 

 


11. August 2005

Ethiopien und Kenia
 

Unsere letzte Etappe faengt in Addis Abeba an. Von der Stadt selbst haben
wir leider nicht so viel mitbekommen, zu sehr waren wir mit dem Erledigen
von aufgeschobenen Dingen beschaeftigt. Aber trotzdem hat es uns dort recht
gut gefallen.

Von Addis Abeba brachen wir Richtung Ostafrikanischen Graben (Rift Valley)
auf. Der Ostafrikanische Graben ist ein tektonischer Riss, der sich durch
ganz Afrika zieht. Er beginnt in Ethiopien und geht bis Mosambik. Fuer uns
bedeutete er vor allem, dass wir nicht mehr ganz so viel bergauf und bergab
strampeln mussten und an vielen Seen mit zahlreichen schoenen Voegeln
vorbeikamen.

In Shashamene, der Hauptstadt der ethiopischen Rastafarikultur, liessen wir
unsere Raeder stehen und wollten per Bus ins Bale Gebirge fahren, wir hatten
uns dort mit Daniel und Honza zum Wandern verabredet. Die ganze Aktion
stellte sich als komplizierter heraus als gedacht, da am selben Tag Wahlen
waren. Das ganze Land war lahmgelegt, in allen Doerfern standen Wahlzelte,
vor denen lange Schlangen von demokratiewilligen Buergern standen. Schon
fast seit unserer Anfkunft in Ethiopien waren die Wahlen grosses
Gespraechsthema und wir sahen unglaublich oft die Handzeichen der
Oppositionspartei. Die Wahlen selber schienen friedlich und ordentlich
abzulaufen. Wir wir spaeter erfuhren, gab es aber mit den Auszaehlungen und
Veroeffentlichungen der Wahlergebnisse Probleme. Aus den angekuendigten
drei Wochen wurden Monate und bis Heute gibt es noch
keine offiziellen Ergebnisse.
Trotz Wahl schafften wir es dann doch noch in die Berge wo es ein
freudiges Wiedersehen mit Daniel, Honza und spaeter auch mit Flip gab. Wir
verbrachten zwei regnerische aber schoene Wandertage auf dem Sanettiplateau
im Bale Gebirge National Park. Das Plateau liegt auf ueber 4000m Hoehe und
ist Heimat vieler endemischer Tier- und Pflanzenarten. Ein sehr imposantes
Exemplar ist der Ethiopische Wolf, den auch wir bestaunen durften.

Zuerueck im Ostafrikanischen Graben machten wir einen Zwischenstopp in
Awassa bei Jana und Kurato, einem deutsch-ethiopischen Paar. Sie nahmen
uns auf ihrem kleinen Campingplatz liebevoll auf und bekochten uns lecker.
Wir hatten vom Radfahren in Ethiopien ziemlich die Schnauze voll, staendig
umringt zu sein und fuer alle nur den wandelnden Geldbeutel darzustellen,
deshalb packten wir unsere Raeder auf den Bus Richtung Kenia.

In Kenia ging das Busfahren gleich weiter, die erste Strecke wollten wir
vor allem aus Sicherheitsgruenden nicht radeln. Die Gebiete die wir
durchquerten, waren Buschland und Lavawueste, es ist ein wenig der
"vergessene Teil" von Kenia. Die Strasse ist eine ziemliche Piste und
unser Bus kam mit den drei (!) Ersatzreifen nur hin, weil er auf halber
Strecke zwei neue bekommen konnte.
Es gibt hier oben kaum Strassen oder andere Infrastruktur. Wenn man die
lokalen Menschen fragen wuerde, ob man in Kenia oder Ethiopien sei, wuessten
es einige wahrscheinlich nicht. Es gibt hier immer wieder Gewaltausbrueche
zwischen den Staemmen, meist geht es um Vieh oder Blutrache.
Spaeter, noch waehrend unserer Zeit in Kenia wurden hier ueber 60 Menschen,
u.a. Kinder und Alte brutal mit Macheten ermordet. Ganz Kenia
war schockiert.

Ab Isiolo, am Fuss vom Mount Kenia, durften unsere Drahtesel wieder
schuften, es ging stark bergauf. Wir fuhren durch schoen gruene Landschaften
und viel Farmland. Im Gegensatz zu Ethiopien und Sudan handelte es sich hier
um grosse industrielle Farmen. Ueberhaupt herrschte hier ein ganz anderer
Standard als in Ethiopien. Es gab grosse Supermaerkte, Internet war in
akzeptabler Geschwindigkeit und Klos waren nicht jedesmal
kakerlakenverseuchte Stinkloecher.
In Nanjuki passierten wir den Aequator, der Schneebedeckte Mt. Kenia, nur
10km suedlich zeigte uns seine Gipfel -- eine Raritaet, wie wir spaeter
erfuhren, da er sonst meist von Wolken verdeckt wird.

Waehrend wir weiter Richtung Nairobi radelten, hielt ploetzlich ein Auto
und der Fahrer, ein Kenianer, bestand darauf uns zum Essen einzuladen. So
hatten wir einen interessanten Abend mit "Daddy Cool".

In Nairobi erwartete uns eine ganz andere Welt. Tagsueber war es eine
sehr belebte Stadt, nachts wurde "Nairobbery" zu einem gefaehrlichen
Pflaster. Nach Einbruch der Dunkelheit (hier gegen 18.30 Uhr) ging niemand
mehr auf die Strassen. Raub, Diebstahl und Autoueberfaelle sind hier an der
Tagesordnung.
Wir nutzten unsere Tage, um ein paar Freunde zu treffen, zu internetten und
wieder nach Herzenslust einkaufen zu koennen.

Wir hatten von vielen Seiten gehoert, dass die Kueste in Kenia wunderschoen
sein soll und so machten wir uns auf den Weg. Auf einem Campingplatz am Meer
bauten wir unser Zelt direkt am Strand unter Kokospalmen auf. Es war
wunderschoen und wir liessen es uns gut gehen. Es war hier spuerbar waermer
als in Nairobi. So planschten wir im tuerkisblauen Meer und assen leckere
Mangos und Kokosnuesse und spannten etwas aus. Mit uns am Strand waren
Martin, Sandra und Lovis, die ihr deutsches "Haeusle" aufgegeben haben und
nun in Afrika ein neues Leben suchen. Dazu kamen noch drei nette
Israelinnen, die uns noch oefter begegnen sollten.
Wir radelten die Kueste nordwaerts und lernten einiges ueber die Geschichte
und Kultur der Swahili, eine Mischung aus afrikanischen und arabischen
Elementen. Wir besuchten Mombasa, Kilifi, Malindi, Watamu und Lamu - alle
Staedte haben uns auf ihre Weise gut gefallen.
Lamu z.B. ist ein ganz kleiner Ort auf einer Insel. Die Gassen sind so eng,
dass man sich nur zu Fuss oder mit dem Esel fortbewegen kann. Die entspannte
Stimmung hier erinnerte uns sehr an die uns wohlbekannte arabische
Gelassenheit.

Zusammen mit den drei Israelinnen haben wir einen Ausflug nach Marafa
gemacht. Hier kann man "Hell's Kitchen" bestaunen. Vom Regen wurde der sehr
sandige Boden zu den verruecktesten Formationen ausgewaschen und ein
bizarres Tal entstand.

Unseren Abschied von der Kueste "feierten" wir mit einem Tag in Watamu
am Strand. Hier gab es wunderschoene Buchten und einen marinen Nationalpark.
In dem haben wir die Korallenriffe und ihre farbenfrohe Fischwelt
erschnorchelt.

Danach zog es uns westwaerts. Nach einem kurzen Halt in Nairobi radelten
wir wieder durch den ostafrikanischen Graben.
Am Naivasha See spazierten wir im Crater Lake Nationalpark zwischen Zebras,
Giraffen und diversen Antilopen herum, was sie nicht wirklich zu
interessieren schien.

Unser naechster Halt war Kisumu, eine ruhige, sehr sonnige Stadt am Victoria
See. Wir assen leckeren Fisch, lernten ueber den Stamm der Luo und ruhten
uns etwas aus fuer unsere letzte Etappe. Wir wollten nach Kakamega, einer
kleinen Stadt noerdlich von Kisumu.
Hier besuchten wir eine Bekannte, die uns in ihrem Haus mit kenianischer
Gastfreundschaft aufnahm.
Ein weiterer Grund fuer unsere Reise nach Kakamega war ein Stueck
unberuehrter Regenwald, den wir unbedingt sehen wollten.
Wir sind durch die unglaublich ueppige Vegetation spaziert, haben Affen
beim Klettern in den Baumen beobachtet, vielfaeltige Schmetterlinge bestaunt
und dem Konzert der Voegel gelauscht. Es war ein besonderes Erlebnis und ein
wunderschoener Abschluss fuer unsere Zeit in Afrika.

In Nairobi hatten wir auf unserem Campingplatz, der Jungle Junction noch
eine kleine Abschiedsfeier, bevor wir in den Flieger nach London steigen
mussten.